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Susanne Schnyder

Seine Bedürfnisse ernst nehmen

«Frieden beginnt damit, dass jeder von uns sich jeden Tag um seinen Körper und seinen Geist kümmert.» Thích Nhất Hạnh

Wie gut kennst du deine eigenen Bedürfnisse – und wie gut kannst du sie gegenüber deinem Partner äussern, egal was es ist? Wie oft ignorierst du deine Bedürfnisse und hörst stattdessen auf die Stimme deines Verstandes, die dir vielleicht sagt, dass ein Bedürfnis nicht legitim oder wichtig ist? Vermutlich geht es dir manchmal wie mir, dass du nämlich gar nicht spürst, was du brauchst oder wünschst. Und wenn du es nicht spürst, kannst du es deinem Partner gegenüber auch nicht äussern.


Auf der psychologischen Ebene haben wir Menschen alle die gleichen Grundbedürfnisse: das Bedürfnis nach Orientierung und Kontrolle über das eigene Handeln, Lustgewinn resp. Unlustvermeidung, Bindung und Selbstwerterhöhung resp. -Schutz. In einer Beziehung suchen wir deshalb nach Verbindung, nach Zugehörigkeit, nach Spass, Wärme und Geborgenheit, wünschen uns aber auch Autonomie und Freiräume – dies ist ganz individuell. Im Laufe unseres Lebens entwickeln wir Strategien, um diese Bedürfnisse zu befriedigen oder uns vor Frust und Verletzung zu schützen: Wir versuchen entweder aktiv, unsere Bedürfnisse zu befriedigen, oder passiv, uns vor Verletzung und Enttäuschung zu schützen, wenn wir davon ausgehen, ein bestimmtes Bedürfnis nicht befriedigen zu können. Wenn wir unsere psychologischen Bedürfnisse über längere Zeit nicht genügend befriedigen können, entstehen psychische Störungen – genauso wie wir anfällig für Krankheiten werden können, wenn unsere physiologischen Grundbedürfnisse nach Nahrung, Wärme, Atmung und Schlaf nicht genügend befriedigt werden.


Unsere eigenen Bedürfnisse zu erkennen und für sie einzustehen ist also essenziell für unser psychisches Wohlergehen – und damit auch das Wohlergehen unserer Beziehung.


Sich zurückzuziehen, um Frust zu vermeiden, führt früher oder später in die Sackgasse, denn dein Partner kann nicht wissen, was du brauchst, um dich in deiner Beziehung genährt zu fühlen.

Es ist nicht seine oder ihre Aufgabe, das für dich zu erkennen. Doch wie spürst du, was du in einem bestimmten Moment brauchst? Indem du einen Moment innehältst und in dich hineinhorchst. Was sagt dein Herz? Was würde dir in diesem Moment gerade guttun? Was für eine Art von Zuwendung wünschst du dir von deinem Partner? Was sagt dein Bauch, dein Körper? In der Regel sind wir sehr wohl in der Lage, die Signale unseres Körpers und unseres Herzens wahrzunehmen - wenn wir einen Moment innehalten und uns dem zuwenden, was sich zeigen will. Wenn wir diese Hürde genommen haben, können wir unsere Bedürfnisse unserem Partner gegenüber auch äussern, selbst auf die Gefahr hin, dass wir nicht bekommen, was wir brauchen. Hab etwas Mut – es kommt gut!


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